Michel Piccoli

* 27.12.1925 in Paris
† 12.05.2020

Angelegt am 18.05.2020
6.759 Besuche

Über den Trauerfall (5)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Michel Piccoli, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Jacques Daniel Michel Piccoli

18.05.2020 um 16:19 Uhr von Redaktion

.Jacques Daniel Michel Piccoli (* 27. Dezember 1925 in Paris; † 12. Mai 2020) war ein französischer Theater- und Filmschauspieler. Daneben war er auch als Drehbuchautor, Regisseur und Filmproduzent tätig. Piccoli, dessen Schauspielkarriere sich über 70 Jahre erstreckte, galt als einer der bedeutendsten Charakterdarsteller Frankreichs

Leben und Karriere

18.05.2020 um 16:18 Uhr von Redaktion

Michel Piccoli war der Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft, die bereits seit mehreren Generationen in Paris lebte. Sein Vater Henri Piccoli war Violinist und seine Mutter Marcelle Expert-Bezançon war Pianistin. Piccoli besuchte das Collège d’Annel, die École alsacienne und das Collège Sainte-Barbe in Paris und nahm danach Schauspielunterricht bei René Simon. Als Schüler hatte er zuvor an verschiedenen Laien-Aufführungen teilgenommen. Nach seiner Schauspielausbildung trat er an verschiedenen Pariser Bühnen auf und war zeitweilig Direktor des Théâtre de Babylone.

 

Im Jahr 1944 hatte Piccoli sein Filmdebüt. Er spielte unter namhaften Regisseuren, zunächst oft nur in kleineren Rollen, unter anderem als Hauptmann Valorgeuil in Jean Renoirs French Can Can (1954), als Maurice Rouger in Kurt Maetzigs Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse und als James Putnam in Die Hexen von Salem (1956). Seine Verkörperung der Religion in Gestalt des Priesters Lizzardi neben Georges Marchal und Michèle Girardon in Luis Buñuels Pesthauch des Dschungels (La mort en ce jardin, 1956) war seine erste große Rolle. Seine erste Hauptrolle war der in Annie Cordy verliebte Music-Hall-Direktor Jacques Forestier in der Romanze Tabarin (1958). Nach einer weiteren Rolle bei Buñuel in Tagebuch einer Kammerzofe ist es die Figur eines Schriftstellers Paul Javal in Die Verachtung (1963) von Jean-Luc Godard, die ihn berühmt macht. Piccoli gehört nun zu den führenden Stars. Ob sein skrupelloser Erpresser neben Catherine Deneuve in Buñuels Belle de Jour – Schöne des Tages, sein romantischer Musikladenbesitzer Simon Dame, den Danielle Darrieux in Jacques Demys Die Mädchen von Rochefort wegen seines Namens nicht heiraten will („Madame Dame“) oder sein als Spitzel verdächtigter Mann in Ein Mann zuviel von Costa-Gavras ist sein Repertoire groß.

 

Trotz guten Aussehens, Charme und Virilität galt Piccoli nie als Schönling wie jene Garde der Kassenstars wie Alain Delon. Alfred Hitchcock engagiert ihn 1968 für seinen Thriller Topas neben weiteren angesagten französischen Stars wie Claude Jade, Dany Robin und Philippe Noiret. Piccoli spielte darin den am Ende entlarvten Chef des Spionagerings Topas. Seine Filmpartnerin Claude Jade berichtete, dass Hitchcock es später bedauerte, Piccoli nicht die zentrale Hauptrolle gegeben zu haben, die der schöne Frederick Stafford verkörpert hatte. So ist Piccoli in jener Zeit noch der für einen Jüngeren Verlassene (von Catherine Deneuve in La Chamade – Herzklopfen). Mit Die Dinge des Lebens beginnt seine Arbeit mit dem Regisseur Claude Sautet. Er spielt bei ihm, manchmal gemeinsam mit Romy Schneider, Hauptrollen in Das Mädchen und der Kommissar, Mado, Vincent, François, Paul und die anderen. Mit Schneider bildete er auch bei anderen Regisseuren ein Filmpaar, so auch in deren letztem Film Die Spaziergängerin von Sans-Souci. Piccoli spielte ab Anfang der 1970er oft abgründige Vertreter der bürgerlichen Gesellschaft im Grenzbereich zum Anarchismus. Als eindrucksvolle Darbietung gilt seine Rolle als grunzender Proletarier im wortlosen Themroc von Claude Faraldo.

 

Neben seiner Filmtätigkeit trat Piccoli weiterhin in Theaterproduktionen auf und war unter anderem in Inszenierungen von Luc Bondy, Peter Brook oder Robert Wilson zu sehen. 2007 wurde er in die Wettbewerbsjury der 60. Filmfestspiele von Cannes berufen und für seine Hauptrolle als Henri Husson in Manoel de Oliveiras Drama Belle Toujours für den Europäischen Filmpreis nominiert.

 

Wie viele andere Film- und Theater-Kollegen engagierte sich auch Piccoli in der politischen Linken Frankreichs. So setzte er sich etwa für den kommunistischen und pazifistischen Mouvement de la paix ein und für Amnesty International. 2007 unterstützte er in einem Aufruf, der von 150 Intellektuellen und Künstlern unterzeichnet wurde, die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal.

 

Piccolis zweite Ehefrau war von 1966 bis 1977 Juliette Gréco, seit 1980 war er in dritter Ehe mit der Großgrundbesitzerin Ludivine Clerc verheiratet. Aus erster Ehe mit Éléonore Hirt stammt seine Tochter Anne-Cordélia.Er erlag am 12. Mai 2020 den Folgen eines Schlaganfalls.

Traueranzeige

18.05.2020 um 16:14 Uhr von Redaktion
Hier können Sie die Traueranzeige platzieren, andere Bilder hochladen oder freien Text verfassen.

Filmografie (Auswahl)

18.05.2020 um 16:16 Uhr von Redaktion

1945: Das Geheimnis der Berghütte (Sortilèges)

1949: Vor Tagesanbruch (Le point du jour)

1951: Ohne Angabe der Adresse (…Sans laisser d'adresse)

1954: French Can Can

1954: Liebe, Frauen und Soldaten (Destinées)

1954: Alles um mich ist Musik (Tout chante autour de moi)

1955: Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse

1955: Das große Manöver (Les Grandes Manœuvres)

1956: Pesthauch des Dschungels (La mort en ce jardin)

1956: Der Liebesroman einer Königin (Marie-Antoinette reine de France)

1957: Natali (Nathalie)

1957: Die Hexen von Salem (Les sorcières de Salem)

1958: Tabarin

1958: Sonntagsfreunde (Les copains du dimanche)

1959: Das Weib und der Verdammte (La bête à l'affût)

1960: Reporter, Mord und Mannequins (La dragée haute)

1960: Die Spur führt nach Caracas (Le bal des espions)

1961: Egmont (Fernsehfilm)

1962: Der Teufel mit der weißen Weste (Le doulos)

1961: Hinter fremden Fenstern (Le rendez-vous)

1963: Nacht der Erfüllung (Le jour et l'heure)

1963: Die Verachtung (Le mépris)

1964: Tagebuch einer Kammerzofe (Le journal d’une femme de chambre)

1964: Schräger Charme und tolle Chancen (La chance et l'amour)

1964: Verführungen (De l'amour)

1965: Mord im Fahrpreis inbegriffen (Compartiment tueurs)

1965: Agenten lassen bitten (Masquerade)

1965: Lady L

1966: Der Krieg ist vorbei (La guerre est finie)

1966: Schornstein Nr. 4 (La voleuse)

1966: Die Beute (La curée)

1966: Die Geschöpfe (Les créatures)

1966: Brennt Paris? (Paris brûle-t-il?)

1967: Ein Mann zuviel (Un homme de trop)

1967: Belle de Jour – Schöne des Tages (Belle de jour)

1967: Die Mädchen von Rochefort (Les demoiselles de Rochefort)

1968: Benjamin – Aus dem Tagebuch einer männlichen Jungfrau (Benjamin ou Les mémoires d’un puceau)

1968: Gefahr: Diabolik! (Diabolik)

1968: La Chamade – Herzklopfen (La chamade)

1968: Seine Gefangene (La prisonnière)

1968: Die Milchstraße (La voie lactée)

1968: Dillinger ist tot (Dillinger è morto)

1969: Topas (Topaz)

1969: Die Dinge des Lebens (Les choses de la vie)

1970: Das Mädchen und der Kommissar (Max et les ferrailleurs)

1971: Drei auf der Flucht (La poudre d’escampette)

1971: Der zehnte Tag (La décade prodigieuse)

1972: Themroc

1972: Allein mit Giorgio (Liza)

1972: Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Le charme discret de la bourgeoisie)

1972: Das Attentat (L´attentat)

1972: Die Audienz (L'udienza)

1973: Berühre nicht die weiße Frau (Touche pas à la femme blanche)

1973: Blutige Hochzeit (Les noces rouges)

1973: Das große Fressen (La grande bouffe)

1973: Die unbekannte Schöne (La femme en bleu)

1974: Trio Infernal (Le trio infernal)

1974: Das Gespenst der Freiheit (Le fantôme de la liberté)

1974: Vincent, François, Paul und die anderen (Vincent, François, Paul… et les autres)

1975: Quartett Bestial (Sept Morts Sur Ordonnance)

1975: Der dritte Grad (La faille)

1976: Mado

1976: Todo modo

1976: Die letzte Frau (La dernière femme)

1977: Die wilden Mahlzeiten (René la canne)

1977: Dieses obskure Objekt der Begierde (Cet obscur objet du désir)

1977: Verwöhnte Kinder (Des enfants gâtés)

1977: Der Ankläger (L’imprécateur)

1978: Das gefährliche Spiel von Ehrgeiz und Liebe (La part du feu)

1978: Lautlose Angst (L’état sauvage)

1978: Zucker, Zucker! (Le sucre)

1978: Strauberg ist da

1979: Leichen muss man feiern, wie sie fallen (Giallo napoletano)

1979: Wer die Zügel hält (Le mors aux dents)

1980: Atlantic City, USA (Atlantic City)

1980: Der Sprung ins Leere (Salto nel vuoto)

1980: Der Preis fürs Überleben

1981: Ein kleines Luder (La fille prodigue)

1981: Eine merkwürdige Karriere (Une étrange affaire)

1981: Der Maulwurf (Espion, lève-toi)

1981: Verwirrung der Gefühle (La confusion des sentiments)

1982: Die Spaziergängerin von Sans-Souci (La passante du Sans-Souci)

1982: Flucht nach Varennes (La nuit de Varennes)

1982: Jenseits der Schwelle (Oltre la porta)

1982: Passion

1982: Die Augen, der Mund (Gli occhi, la bocca)

1982: Ein Zimmer in der Stadt (Une chambre en ville)

1983: Gefährliche Züge (La diagonale du fou)

1983: Kopfjagd – Preis der Angst (Le prix du danger)

1984: Es lebe das Leben (Viva la vie!)

1984: Duell ohne Gnade (La diagonale du fou)

1985: Weggehen und wiederkommen (Partir revenir)

1985: Adieu Bonaparte

1985: Gefahr im Verzug (Péril en la demeure)

1986: Der Tölpel (Le paltoquet)

1986: Die Nacht ist jung (Mauvais sang)

1987: Krank vor Liebe (Maladie d'amour)

1987: Das weite Land

1988: Die Mondscheingasse (La ruelle au clair de lune)

1990: Eine Komödie im Mai (Milou en mai)

1991: Martha und ich (Martha et moi)

1991: Die schöne Querulantin (La belle noiseuse)

1991: Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg (L'amour maudit de Leisenbohg)

1992: Ein Affenzirkus (Le bal des casse-pieds)

1994: Tödliches Geld – Das Gesetz der Belmonts (Fernsehfilm)

1994: Ein schwarzer Engel (L’ange noir)

1994: Der Emigrant (Al-mohager[6])

1995: Hundert und eine Nacht (Les cent et une nuits de Simon Cinéma)

1996: Die Reisegefährtin (Compagna di viaggio)

1996: Beaumarchais – Der Unverschämte (Beaumarchais, l’insolent)

1996: Tykho Moon

1997: Genealogien eines Verbrechens (Généalogies d’un crime)

1997: Eine Leidenschaft in der Wüste (Passion in the desert)

1999: Rien sur Robert

2000: Alles bestens (wir verschwinden) (Tout va bien, on s’en va)

2001: Ich geh’ nach Hause (Je rentre à la maison)

2003: Die kleine Lili (La petite Lili)

2006: Belle Toujours

2007: Sous les toits de Paris

2007: Die Herzogin von Langeais (Ne touchez pas la hache)

2008: Le Bel âge

2008: The Dust of Time (Trilogia II: I skoni tou chronou)

2011: Habemus Papam – Ein Papst büxt aus (Habemus papam)

2012: Ihr werdet euch noch wundern (Vous n’avez encore rien vu)

2012: Holy Motors

2012: Lines of Wellington – Sturm über Portugal (Linhas de Wellington)

2014: Le goût des myrtilles

2015

Auszeichnungen (Auswahl)

18.05.2020 um 16:16 Uhr von Redaktion

1980: Darstellerpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes in Der Sprung ins Leere

1982: Silberner Bär der Berlinale als bester Darsteller in Verwirrung der Gefühle

1982: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Verwirrung der Gefühle

1985: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Gefährliche Züge

1988: Deutscher Filmpreis als bester Hauptdarsteller in Das weite Land

1991: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Eine Komödie im Mai

1992: Nominierung für den César als bester Hauptdarsteller in Die schöne Querulantin

1997: Filmcritica „Bastone Bianco“-Preis bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Alors voilà

1997: Darstellerpreis des Internationalen Filmfestivals von Shanghai für Die Reisegefährtin

2001: Europäischer Theaterpreis

2001: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Ich geh’ nach Hause

2006: Nominierung für den Theaterpreis Molière als bester Hauptdarsteller in König Lear

2007: Nominierung für den Theaterpreis Molière als bester Hauptdarsteller in König Lear

2007: Excellence Award sowie Silberner Leopard des Internationalen Filmfestivals von Locarno für Sous les toits de Paris

2007: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Ich geh’ nach Hause

2011: DIVA – Deutscher Entertainment Preis

2011: Nastro d’Argento für Habemus Papam

2011: Sonderehrenpreis für sein Lebenswerk bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises, Nominierung für den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller in Habemus Papam

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Piccoli aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung (de)). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.