Manfred Ragati

Manfred Ragati

† 07.02.2023
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Angelegt am 11.02.2023
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Manfred Ragati, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Der Mann, der Gehry holte, ist tot

13.02.2023 um 12:08 Uhr von Westfalen-Blatt

Wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag ist am Dienstag Dr. Manfred Ragati in Herford gestorben. Er war der Mann, der den kalifornischen Architekten Frank Owen Gehry in den 90er Jahren nach Ostwestfalen geholt hatte, wo heute in Bad Oeynhausen und Herford drei Gehry-Bauwerke stehen.

Der gebürtige Franke, Jurist und Sozialdemokrat Ragati war bis 1985 Oberkreisdirektor in Herford. Anschließend übernahm er die Geschäftsführung des Elektrizitätswerks Minden-Ravensberg (EMR), das 2003 in der Eon Westfalen-Weser AG aufging. Ragati war als ehrenamtlicher AWO-Bundesvorsitzender nicht nur ein sozial engagierter Mensch, sondern auch ein musischer, ein kunstinteressierter. Jemand, der ein Auge für Architektur hatte. Als das EMR in den 90er Jahren eine neue Netzleitstelle brauchte, wollte Ragati etwas Besonderes. EMR-Architekt Hartwig Rullkötter empfahl ihm Frank Gehry, der gerade in Weil am Rhein das Vitra Design-Museum fertiggestellt hatte. Über das Museum nahm Ragati Kontakt mit Gehry auf, und zum Schluss skizzierte der mit wenigen geschwungenen Federstrichen das „Energie-Forum Innovation“ (EFI), das heute in Bad Oeynhausen am Werre-Park steht. Zur finalen Besprechung des Projekts war Ragati damals in die USA geflogen. Beim Abendessen offenbarte Gehry dem Herforder, dass er seinen Entwurf verworfen und eine neue Idee habe. „Ich war fassungslos“, erinnerte sich Ragati später. Aber dann wurde doch noch alles gut – uns es war Rullkötters Aufgabe, die wilden, abstrakten Skizzen zu interpretieren und in Baupläne zu übersetzen. Die Zusammenarbeit war so fruchtbar, dass Hartwig Rullkötter später noch drei Projekte mit dem US-Architekten verwirklichte, darunter den Gehry-Tower in Hannover.

Zwischen Ragati und dem neun Jahre älteren Gehry entwickelte sich eine Freundschaft, und als Ende der 90er Jahre mit Hilfe von Spenden ein Elternhaus in der Nähe der Kinderherzklinik in Bad Oeynhausen gebaut werden sollte, war Ragatis Rolle entscheidend. Es fehlte nämlich an einem Grundstück, aber ganz in der Nähe der Herzklinik war der Kurpark mit seinen großen, freien Flächen. Einem 0815-Bau hätte hier niemand zugestimmt, aber als Manfred Ragati Frank Gehry ins Boot holte, war die Sache klar – und der Pachtvertrag wurde geschlossen.

2001 eröffnete das Elternhaus, und wenig später wurde – wieder unter der Mitwirkung des Herforders – das dritte und prominenteste Projekt in Ostwestfalen eingefädelt: das Marta in Herford, das doppelt soviel kostete wie veranschlagt und 2005 eröffnet wurde. Begleitet wurde das Marta bereits vor seiner Fertigstellung vom Verein der Freunde und Förderer, dessen Ehrenvorsitzender Manfred Ragati zuletzt war.

Für seine Verdienste vor allem bei der Arbeiterwohlfahrt wurde der Wahl-Herforder schon 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Manfred Ragati hinterlässt seine Frau, zwei Töchter und Enkelkinder.

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt vom 10. Februar 2023

Ex-EMR-Chef und Oberkreisdirektor verstorben

13.02.2023 um 11:59 Uhr von Westfalen-Blatt

Er hat große Spuren in OWL, vor allem im Kreis Herford hinterlassen: Dr. Manfred Ragati ist am Dienstag, wenige Tage vor Vollendung seines 85. Lebensjahres, verstorben. Der Herforder war Oberkreisdirektor, Chef des heimischen Versorgers EMR und AWO-Bundesvorsitzender. Sichtbarstes Zeichen seines Engagements für OWL ist aber das Marta: Ragati hatte Stararchitekt Frank O. Gehry nach Herford geholt.

Ragati galt als Macher, als Lotse, hatte beste Verbindungen in die Düsseldorfer Staatskanzlei. Ebenso ausgeprägt war sein soziales Engagement. „Um mit den Ostwestfalen warm zu werden, muss man zwei Sack Salz mit ihnen essen. Das habe ich in einem Jahr geschafft“, zeigte sich der gebürtige Unterfranke aus Ochsenfurth anpassungsfähig, gewinnend und ausgleichend.

Im Januar 1975 hatte er als Oberkreisdirektor die Verwaltungsleitung im Herforder Kreishaus angetreten und sollte diese mehr als ein Jahrzehnt innehaben. Zuvor war der Jurist persönlicher Referent des damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Dr. Fritz Kassmann gewesen.

Zu seinen Verdiensten als Kreishaus-Chef zählt der Ausbau der Berufskollegs, die finanzielle Konsolidierung des Klinikums (damals noch Kreiskrankenhaus) und der Aufbau einer ortsnahen Psychiatrie. 1985 wechselte Ragati auf den Chefsessel des Elektrizitätswerkes Minden-Ravensberg (EMR) in Herford, Vorläufer-Unternehmen von Westfalen Weser. Bis 2001 war er dort tätig, anschließend arbeitete er als Rechtsanwalt.

Sozialdemokrat Ragati – 1964 trat er in die Partei ein –  war zudem von 1983 bis 2004 Bezirks- und von 1991 bis 2004 Bundesvorsitzender der AWO. Danach „war er uns als Ehrenvorsitzender weiter eng verbunden und bis zum Schluss großer Verfechter der AWO-Werte, für die er sich unermüdlich eingesetzt hat“, heißt es in einem Nachruf des Bundesvorstandes. Der Herforder begeisterte sich aber auch für Kunst und Kultur. So gewann Ragati den kanadisch-US-amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry zunächst für den Bau des EMR-Energie-Forums-Innovation in Bad Oeynhausen, später dann für das 2005 eröffnete Marta in Herford.

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt (Ausgabe Herford) vom 10. Februar 2023