Wolfgang Braun

Wolfgang Braun

* 30.05.1948
† 30.03.2024
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Westfalen Blatt

vom 13.04.2024

Ehemaliger Höxteraner Redaktionsleiter ist im Alter von 75 Jahren verstorben

08.04.2024 um 14:34 Uhr von Westfalen-Blatt

Er hat seinen Beruf geliebt. Bis zum Schluss. Hat Block und Kamera auch im Ruhestand nicht beiseitegelegt. Wolfgang Braun war ein Journalist aus Leidenschaft. Im Alter von 75 Jahren ist er am 30. März nach schwerer Krankheit gestorben.

 

Die WESTFALEN-BLATT-Redaktion trauert um Wolfgang Braun, der viele Jahre zunächst in Minden und dann im Kreis Höxter der regionalen Berichterstattung mit Verve und mit geschliffenem Intellekt seine Handschrift verlieh. Ins Studium war der aus dem thüringischen Ruhla stammende Vollblut-Redakteur aber zunächst mit einem anderen Berufsziel gegangen: Lehrer. Wolfgang Braun studierte Germanistik (Schwerpunkt Literaturwissenschaft), Politik, Philosophie und Pädagogik an der Universität Göttingen.

Nach dem ersten und zweiten Staatsexamen für das Höhere Lehramt ergriff er dann aber, wie er sagte, seinen Traumberuf – zunächst beim Göttinger Tageblatt und ab 1986 dann beim WESTFALEN-BLATT. Wolfgang Braun startete als Redakteur in der Lokalredaktion Minden, zum 1. Juni 1989 übernahm er dort die stellvertretende Redaktionsleitung. Als Redaktionsleiter wechselte er schließlich Ende September 1992 nach Höxter.

 

Aus gesundheitlichen Gründen war er zuletzt, ab 1. Februar 2007, in Teilzeit als Redakteur in Brakel tätig. Und blieb seiner Leidenschaft, dem Journalismus, auch nach dem Eintritt in den Ruhestand Ende 2011 treu. Als freier Mitarbeiter berichtete Wolfgang Braun aus seinem liebsten Metier, der Kultur. Sein wacher Geist, seine Liebe zu Literatur und Musik und sein profundes Wissen lasen sich aus jedem Artikel etwa über die Veranstaltungen der Diotima-Gesellschaft in Bad Driburg. Der letzte Beitrag des geschätzten Journalisten im WESTFALEN-BLATT im August 2023 war der Künstlerin Nicole Drude gewidmet.

Sie und viele andere Menschen hat der Verstorbene über Jahre hinweg journalistisch begleitet. Ihnen allen – und auch den Kolleginnen und Kollegen im Redaktionsverbund Höxter – wird Wolfgang Braun fehlen. Weggefährten aus seiner Zeit als Redaktionsleiter in Höxter erinnern sich dankbar an die Zusammenarbeit mit ihm. An jedem Arbeitstag offenbarte sich, dass „Zeitung machen“, wie Redakteure ihre Arbeit salopp bezeichnen, Wolfgang Brauns Passion war. Das ging schon los, als der Chef in der allmorgendlichen Redaktionskonferenz die tagesaktuelle Ausgabe im Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen in den Blick nahm. Angeregt und temperamentvoll wurde diskutiert. Im Redaktionsalltag war „Musik drin“. Das setzte Produktivität und schöpferische Kraft frei. Und schlagkräftiges Teamwork, wenn es darum ging, auf tagesaktuelle Überraschungen flexibel zu reagieren.

Aber auch ohne ungeahnte Ereignisse sind Arbeitstage in Redaktionen hektisch. Wenn dann am Abend noch eine Ratssitzung mit langer Tagesordnung dazukam, verließ Wolfgang Braun das Büro dynamischen Schrittes in Richtung Rathaus. Unermüdlich! Um die Themen, die Höxter prägten, für seine Leserinnen und Leser einzuordnen und, wenn geboten, auch mit spitzer Feder zu bewerten. Recherchieren, informieren, kommentieren – und immer auch dran bleiben an den heißen Eisen: Wolfgang Braun hat nie auf die Uhr geschaut, wenn er „im Element“ war.

Neben Feinsinn und analytischem Denken gehörten zwei weitere Schlüsseleigenschaften eines Journalisten zu seiner DNA: Aufgeschlossenheit und Wissbegierde. Wolfgang Braun war einer der ersten, der ein Handy hatte. Mit seinem untrüglichen Instinkt spürte er sehr früh, welche Bedeutung das Internet erlangen wurde. Und war vorneweg, als es darum ging, sich das 1993 öffentlich gewordene World Wide Web zu erschließen. In sozialen Netzwerken, allen voran Facebook, war er ebenfalls früh am Drücker – die Zeichen der Zeit erkennend und nicht verteufelnd. Fortschritts-Skepsis war seine Sache nicht. Im Gegenteil! Bis zuletzt erschloss er sich Neuland, blieb technikaffin, befasste sich aufgeschlossen mit Künstlicher Intelligenz und legte sich einen ChatGPT-Account an.

Die Pensionierung ging nahtlos über in einen (im positiven Sinne) Unruhestand. Wolfgang Braun war viel zu umtriebig, um sich zur Ruhe zu setzen. Er frischte seine Klavier-Kenntnisse auf und nahm Unterricht. Für das WESTFALEN-BLATT schrieb er weiter. Geflüchtete unterrichtete er in der deutschen Sprache. Für den damaligen Nicolai-Verlag, Berlin, schrieb er drei Bücher: „Geheime Orte in Ostwestfalen“ 2015, „Geheime Orte im Weserbergland“ und „Geheime Orte im Harz“ (beide 2016).

 

Die Ausflüge zu diesen spannenden Orten konnte er noch mit seiner Ehefrau Dagmar Wuttke-Braun unternehmen, die zu dieser Zeit bereits schwer erkrankt war und am 19. Februar 2023 im Alter von 65 Jahren starb. Wolfgang Braun hatte sie aufopferungsvoll umsorgt. Ihr Tod traf ihn schwer.

Ihn selbst riss seine schwere Erkrankung aus einem schaffensreichen, aktiven Leben. Der Journalist hatte sich als Lektor selbstständig gemacht und bis August 2023 einen „Profikurs freies Lektorat“ absolviert. Aufträge hatte er schon, als er erkrankte.

 

Engagiert hat sich der Verstorbene über Jahrzehnte in der von ihm mitbegründeten Märchengesellschaft in Höxter und auch in der Peter-Hille-Gesellschaft. Beim Anja-Niedringhaus-Forum gehörte er im Februar 2017 ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Das Andenken an die ermordete Fotografin und ihr Vermächtnis wachzuhalten, lag ihm sehr am Herzen.

 

In tiefer Trauer denken Tochter Julia (49) und die Söhne Jan-Nicolas (34) und Kai-Jonas (33) an ihren Vater. Nachdem er mit seiner Ehefrau Dagmar Wuttke-Braun und den Söhnen lange in Vörden gewohnt hatte, zog das Paar vor einigen Jahren nach Detmold in eine Wohnung der „Wir-Genossenschaft“ um. Für diese Wohnform – ein selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen für Menschen jeden Alters, mit und ohne Unterstützungsbedarf – haben sich beide engagiert.

 

Wolfgang Braun war bis zuletzt von dieser Idee überzeugt. In den Herzen vieler Menschen – die Kolleginnen und Kollegen beim WESTFALEN-BLATT eingeschlossen – behält er einen Platz.

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt (Ausgabe Höxter) vom 6. April 2024

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