Gerhard Haupt

„Auf Wiedersehen, Gerd“

Mit großer Anteilnahme ist am Freitagnachmittag Sennes Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt auf dem Sennefriedhof beigesetzt worden: Rund 500 Freunde und Vertraute erwiesen dem am vergangenen Samstag gestorbenen 66-Jährigen die letzte Ehre.

250 Gäste nahmen sitzend oder stehend an der Trauerfeier in der überfüllten neuen Kapelle teil. Ähnlich viele Menschen standen noch geduldig davor, darunter eine 50-köpfige Abordnung der Feuerwehr.

In seiner Trauerrede erinnerte Pfarrer Berthold Schneider an Gerhard Haupts Tugenden, an seine Offenheit, Kontaktfreudigkeit und die Liebe zu seiner Frau Angela, die er zu Schulzeiten kennengelernt hatte und mit der er 44 Jahre lang verheiratet war. Bei allem Schmerz, den sie gerade empfinden mögen, ermutigte Schneider Familie und Freunde des Verstorbenen dazu, nicht darüber zu weinen, dass die gemeinsame Zeit nun vorüber ist, sondern darüber zu lächeln, dass es sie überhaupt gegeben hat.

„Wir sind sehr traurig, einen wertvollen Partner verloren zu haben“, sagte im Anschluss Yves Vermilleon aus Concarneau. Als Mitglied des dortigen Partnerschaftskomitees war er extra aus Sennes Partnerstadt angereist, um einige persönliche Worte an den „Baumeister der Partnerschaft“ zu richten: „Gerd war warmherzig, leicht zugänglich und empathisch“, fuhr Vermilleon in gebrochenem Deutsch fort. „Er freute sich immer sehr darauf, uns in Senne zu empfangen oder uns in Concarneau besuchen zu kommen. Das Partnerschaftskomitee wird auf seinen Spuren fortschreiten.“

Mit einem traurigen Blick zu Haupts Witwe in der ersten Reihe versicherte der Franzose: „Angela, wir sind bei Dir.“ Und mit einem weiteren Blick, diesmal in Richtung des zwischen Frühlingsblumen aufgestellten Sarges sagte er: „Auf Wiedersehen, Gerd.“

Anschließend machte sich der lange Trauerzug, angeführt von der Abordnung der Feuerwehr, in der Gerhard Haupt sich über Jahrzehnte engagiert hatte, auf den Weg zum Familiengrab an der äußersten Südspitze des Sennefriedhofs. Dort ruhen bereits die Eltern Gerhard Haupt (1925 bis 2016) und Anneliese (1925 bis 2009). Zum Empfang des Trauerzuges spielte Kirchenmusiker Gustav-Adolf Lent auf dem Jagdhorn.

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt vom 16. März 2024

Diese Nachricht aus dem Stadtbezirk Senne erschüttert viele Menschen im Bielefelder Süden und darüber hinaus: Gerhard Haupt, amtierender, langjähriger Bezirksbürgermeister und kommunalpolitisches Urgestein der CDU, ist tot. Er starb am vergangenen Samstag im Alter von 66 Jahren an einem Krebsleiden und hinterlässt Ehefrau Angela, ebenfalls 66.

Dass es Haupt zuletzt nicht gut ging, war kein Geheimnis. Er, der sonst kaum einen Repräsentationstermin ausfallen ließ, zeigte sich seltener in der Öffentlichkeit, war unsicher auf den Beinen. Nach dem Motto „Das wird schon wieder“, gab er sich aber trotzdem optimistisch. Der Winterempfang des Stadtbezirks Senne am 16. Februar war sein letzter großer, öffentlicher Auftritt. Zusammen mit seinen Stellvertretern Michael Schnitzer und Niko Bolte moderierte er den Abend vor 150 Gästen.

Enge Vertraute nehmen an, dass Gerhard Haupt schon länger gewusst haben muss, dass es ihm deutlich schlechter ging, als er es sich anmerken ließ. Gestorben ist er schließlich im Krankenhaus, wo er nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Familienkreise friedlich eingeschlafen sein soll. Die plötzliche Todesnachricht löste in seinem Umfeld große Betroffenheit aus.

„Das geht mir schon sehr nahe“, gesteht zum Beispiel Eberhard Grabe, Bezirksamtsleiter in Senne von 2004 bis 2021. Die beiden haben viele Senner Themen gemeinsam beackert, waren auch freundschaftlich verbandelt: „Gerd war der erste, der mir das 'Du' angeboten hat, als ich damals aus dem Brackweder Bezirksamt nach Senne kam“, erinnert er sich. „Gerd war den Menschen generell sehr zugewandt und hatte für sie immer ein freundliches Wort auf den Lippen. Er kannte unheimlich viele Leute persönlich und war deshalb extrem gut vernetzt. Mit ihm verliert der Stadtbezirk eine wichtige Integrationsfigur – auch zwischen den politischen Fraktionen.“

Gerhard Haupt war Mitglied etlicher Senner Vereine und Gruppen, wobei ihm der Aufbau des Hofes Ramsbrock zu einem Bildungszentrum für Klima- und Umweltthemen immer besonders am Herzen lag. Mit viel Energie befeuerte und förderte er auch immer wieder Sennes Städtepartnerschaft zum französischen Concarneau, obwohl er kaum ein Wort Französisch sprechen oder verstehen konnte.

„Gerd verreiste sowieso gerne“, erzählt Eberhard Grabe. „Es gibt kaum einen Flecken auf der Erde, den er und seine Frau noch nicht gesehen haben. Angela war ihm immer ein wichtiger Anker.“

Besonders tiefe Trauer empfindet Stefan Steiner, stellvertretender Vorsitzender des katholischen Pastoralverbundes St. Elisabeth: „Mehr als 40 Jahre lang waren wir befreundet, haben 38 Mal zusammen Silvester gefeiert. Gerhard Haupt war ein tadelloser Mensch und mein bester Freund“, sagt der 82-Jährige. „Er war Ansprechpartner für alles – kompetent, zielstrebig, hilfsbereit, kümmernd und rund um die Uhr im Einsatz.“

Verabredungen mit dem Mann, der gelernter Kaufmann und seit 2009 Sennes Bezirksbürgermeister war, seien – wenn überhaupt – eigentlich nur freitagabends möglich gewesen. Steiner: „Er kannte jeden, und jeder kannte ihn. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen sein wird.“

Bestürzung löste Haupts Tod zudem unter aktiven wie ehemaligen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Senne aus. Dort hatte er sich über Jahre als Schriftführer und im Festausschuss engagiert, war zuletzt Hauptbrandmeister. „Wir sind alle geschockt“, versichert der frühere Löschabteilungsführer und spätere Gesamtsprecher Detlev Eikelmann. „Gerd und ich waren Nachbarn und Freunde, sind gemeinsam aus der Jugendabteilung gekommen und in der Feuerwehr praktisch zusammen groß geworden.“

CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Christiana Bauer findet diese Worte: „Mit Gerhard Haupt verlieren wir nicht nur einen Politiker, der sich viele Jahrzehnte mit Leidenschaft für die Belange der Bürger des Stadtbezirks Senne eingesetzt hat. Wir verlieren auch einen Wegbegleiter und Ratgeber dessen Wissen und Erfahrung gepaart mit seiner menschlichen Art ein großer Gewinn für alle Menschen war, die ihn kennenlernen und mit ihm zusammenarbeiten durften.“

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt vom 12. März 2024