Gerhard Weber

Gerhard Weber

* 03.06.1941
† 24.09.2020

Angelegt am 26.09.2020
3.681 Besuche

Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Gerhard Weber, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Freund und Förderer des Sports

28.09.2020 um 10:02 Uhr

Gerhard Weber machte und mochte Mode. Sport liebte der Hobby-Tennisspieler beim TC Blau-Weiß Halle. Und natürlich erkannte er auch die positiven Effekte, die der Sport im Marketing für Gerry Weber hatte. Sein genialster Schachzug: die Gerry Weber Open.

Als deren Vorläufer 1991 ausgetragen wurde, war noch keineswegs absehbar, dass in „Halle/Westfalen“ eine Hochburg des internationalen Tennis stehen würde. Das Preisgeld für die Veranstaltung auf Sand betrug 25.000 Dollar. Der Zusatz „Westfalen“ war notwendig, weil Zuschauer und auch Spieler den Flughafen Leipzig ansteuerten, um von dort nach Halle/Saale zu fahren.

Grün ist die Hoffnung, dachte sich Organisator Ralf Weber 1993. Im zweiten Jahr als Challenger-Turnier waren die Haller ausgezeichnet worden. Gleichzeitig bekamen sie Post von der ATP, der Turnier- und Spielerorganisation der Männer, dass im Jahr 1993 ein Grand-Prix-Turnier ausgetragen werden sollte. Unternehmer Gerhard Weber erinnerte sich später: „Na prima, habe ich gedacht, das ist jetzt der Dank dafür, dass wir eine perfekte Veranstaltung abgeliefert haben, dass sie uns auch noch Konkurrenz machen.“ Sein Sohn Ralf beruhigte ihn damals: „Reg’ dich nicht auf. Wir bewerben uns. Und dann spielen wir auf Rasen.“ Eine Nacht wurde darüber geschlafen, dann fiel der Entschluss des Modemachers und seines Geschäftspartners Udo Hardieck: Wir machen das. Gerhard Webers Gedanken damals: „Deutschland hatte mit Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf drei Wimbledonsieger, aber nicht ein Turnier auf Rasen. Das war der Reiz.“ Ein Volltreffer.

Mittlerweile ein ATP-500er-Turnier, über 100.000 Besucher in der Woche auf der Anlage. In Halle begründete Roger Federer seinen Weltruhm mit. Mit Michael Stich, Nicolas Kiefer, David Prinosil, Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer trugen sich sechs Deutsche in die Einzelsiegerliste ein.

Doch Gerhard Weber war nicht nur ein Freund des einstmals weißen Sports. Das Gerry-Weber-Stadion war bald kein reiner Tennistempel mehr. Auch weil die Gerry Weber International AG viel Geld ins Sportsponsoring steckte – unter anderem auch beim Deutschen Handballbund und beim „TBV Deutschland“. Einer der Höhepunkte nicht nur für Gerhard Weber war deshalb auch die Austragung der Handball-WM-Spiele 2007.

In den letzten Jahren wurden die Sportveranstaltungen seltener, die Finanzierung anspruchsvoller. Mittlerweile heißen die Gerry Weber Open Noventi Open. Von der Gerry Weber International AG fließt kein Geld mehr.

Auch Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld hat von Gerhard Webers Sport-Begeisterung profitiert. Von 1996 bis 1998 zierte das Firmenlogo die Brust des DSC-Trikots. Einer der prominentesten Träger war Stefan Kuntz. 1996 kam er als frisch gebackener Europameister nach Ostwestfalen. Bis vor kurzem war der Gerry-Weber-Schriftzug auch noch auf den Banden in der Schüco-Arena zu lesen.

Doch nicht nur als Unternehmer war Weber dem Klub verbunden. Auch mit seinem Privatvermögen unterstützte er den DSC in schweren Krisen und bewahrte den Klub sogar vor der Insolvenz.

Weber war langjähriges Vereinsmitglied und zudem einziges Ehrenmitglied des DSC. Arminia würdigt auch deshalb den verstorbenen Unternehmer in einem Nachruf als „Sinnbild für das ostwestfälische Unternehmertum“. Weiter heißt es: „Der DSC Arminia Bielefeld hat mit tiefer Trauer und großer Betroffenheit die Nachricht vom Tode Gerhard Webers aufgenommen. (...) Mit seiner Schaffenskraft, seiner beeindruckenden Lebensenergie, seiner Kreativität und seinem unternehmerischen Mut stand er für die Werte und Tugenden, für die sich Ostwestfalen auszeichnet.

Nachruf aus dem Westfalen-Blatt vom 25.09.2020